Ein Vater-Sohn-Konflikt in der Unternehmensübergabe
Die Übergabe eines Familienbetriebs ist oft mehr als nur ein wirtschaftlicher Prozess – sie berührt tief verwurzelte Werte, Erwartungen und persönliche Vorstellungen. Besonders wenn Vater und Sohn unterschiedliche Ansichten über die Führung des Unternehmens haben, können Konflikte entstehen, die nicht nur die Zusammenarbeit, sondern auch die familiäre Beziehung belasten.
In meinem Beratungsalltag durfte ich einen Vater (56) und seinen Sohn (31) begleiten, die sich genau in einer solchen Situation befanden. Ihr gemeinsames Ziel war es, den Handwerksbetrieb des Vaters in die nächste Generation zu übergeben – doch ihre Vorstellungen, wie das gelingen sollte, lagen weit auseinander.
Die Ausgangslage
Der Vater hat den Handwerksbetrieb mit viel praktischem Einsatz und Geschick erfolgreich weitergeführt. Für ihn war klar: ein solcher Betrieb kann nur gut geführt werden, wenn der Chef mitarbeitet. Alles andere kann nicht wirklich funktionieren, so, seine Einstellung.
Sein Sohn hatte sowohl die passende Ausbildung für den Handwerksbetrieb, als auch eine kaufmännische Ausbildung. Ihm war jedoch schnell klar, dass er für den praktischen Teil nicht sehr talentiert war. Sein Können lag ganz klar im strategischen, organisatorischen und administrativen Teil des Betriebs. Er möchte den Betrieb liebend gerne übernehmen, jedoch wollte er keinesfalls die praktischen Tätigkeiten durchführen. Seine Versuche, dem Vater seine Vorstellung zu erzählen, winkte der Vater schnell als unmöglich ab.
Der Vater konnte sich das nicht vorstellen und setzte seinen Sohn immer wieder mit seinen Erwartungen unter Druck. Die Beziehung der beiden war angespannt, und der Sohn fühlte sich zunehmend zermürbt. Schließlich entschloss er sich, Hilfe zu suchen.
Die ersten Schritte: Beratung mit dem Sohn
In den ersten Gesprächen arbeitete ich allein mit dem Sohn. Dabei wurde schnell deutlich, wie sehr ihm der Betrieb am Herzen liegt, aber auch, wie stark die familiären Konflikte bereits an ihm zehrten. Schlafprobleme und Konzentrationsschwierigkeiten waren die Folgen. Gemeinsam setzten wir uns folgende Ziele:
- Konkretisieren seiner Vision:
Der Sohn erkannte, dass er seine Vision vom Leiten des Betriebes verschriftlichen musste. Nur so konnte er seinem Vater konkret zeigen, wie der Betrieb mit seiner Vorstellung weiterbestehen kann. Er verstand, dass er nur mit Fakten punkten kann. - Ressourcen aktivieren:
Wir identifizierten Menschen, die ihn unterstützen könnten. Seine weitere Aufgabe war, diese anzusprechen und konkret um Hilfe zu bitten. Zudem half eine Perspektivenübernahme, durch eine Kurzaufstellung, die Haltung seines Vaters besser zu verstehen: Warum hielt dieser an der handwerklichen Praxis so fest? Welche Erfahrungen aus seiner Vergangenheit könnten diese Einstellung geprägt haben? - Einladung an den Vater:
Schließlich bat der Sohn seinen Vater, ihn zu den Beratungsstunden zu begleiten, um mit ihm gemeinsam an der Übergabesituation zu arbeiten.
Gespräche mit Vater und Sohn: Ein Wendepunkt
Nach anfänglicher Skepsis erklärte sich der Vater bereit, zu einem Beratungsgespräch zu kommen. Ein entscheidender Moment war, als er in dieser Sitzung über die Betriebsübergabe seines eigenen Vaters an ihn sprach. Dabei wurde ihm klar, wie sehr diese Erfahrung sein Denken geprägt hatte – und wie er unbewusst ähnliche Erwartungen an seinen Sohn stellte, ohne offen für Veränderung zu sein.
In den folgenden Sitzungen begann ein Umdenken. In der gemeinsamen Arbeit nahmen Vater und Sohn immer mehr die Anliegen, die Gedanken, die Sorgen, die Vorstellungen des anderen wahr. Sie erlebten, dass beide an diesem Betrieb hingen. So öffneten sie sich füreinander und sie waren bereit, ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten, das sowohl die kaufmännischen Stärken des Sohnes als auch die handwerkliche Expertise des Vaters berücksichtigte.
Sie vereinbarten, bei größeren Differenzen frühzeitig professionelle Unterstützung hinzuzuziehen.
Ein Fazit für die Übergabe von Familienbetrieben
Diese Geschichte zeigt, wie wertvoll es ist, familiäre Konflikte nicht als Sackgasse zu sehen, sondern als Chance für Entwicklung und Verständigung. Die systemische Beratung ermöglichte es, nicht nur den Konflikt, sondern auch die familiären Wurzeln zu beleuchten. So konnte eine Basis geschaffen werden, die beiden Generationen gerecht wird.
Stehen Sie selbst vor einer ähnlichen Herausforderung? Gemeinsam finden wir Lösungen, die zu Ihrer Familie und Ihrem Unternehmen passen.
Hinweis:
Die geschilderten Situationen stammen aus realen Beratungserfahrungen, wobei die Namen und genaueren Begebenheiten verändert wurden. Teile dieses Beitrags wurden mithilfe einer KI erstellt.